arbeitsunrecht FM Nr. 10 – Sendung vom 11.03.2021
Lieferando: Milliardenprofit dank Corona — Wo bleiben die Rider?
Interview Semih Yalcin, Betriebsratsvorsitzender Köln
https://arbeitsunrecht.de/arbeitsunrecht-fm/
https://arbeitsunrecht.de/arbeitsunrecht-fm-nr-10-lieferando-milliardenprofit-dank-corona-wo-bleiben-die-rider/
https://www.youtube.com/watch?v=0Rjn1dxeSys&t=3s
https://www.freie-radios.net/mp3/20210312-arbeitsunrec-107750.mp3
(Audio mit Musik 60:00 Min)
https://d3ctxlq1ktw2nl.cloudfront.net/staging/2021-2-12/f16e8843-1134-6396-63aa-5b9dcac10b1f.mp3
(Audio ohne Musik 40:51 Min)
hier unsere URL zu der Sendung
vom 11.03.2021 mit Musik:
https://2020-equalpaystattspaltung.de/doks/2021/2021-03-11/2021-03-11.php
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00:00
Trailer
Scott Holmes / nö theater – Claps / Trailer arbeitsunrecht FM – CC BY-NC
4.0
https://noetheater.de/
Scott Holmes Music - Stomps and Claps
https://www.freemusicarchive.org/music/Scott_Holmes
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02:31
All my friends hate me — Not in this economy / CC BY-NC-ND / Jamendo
https://www.jamendo.com/track/1696415/not-in-this-economy
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05:37
Residenz-Pflegekette ignoriert Schlappe vor Arbeitsgericht und
drangsaliert Bremer Betriebsratsvorsitzende weiter
Fertigmachen von Betriebsräten per Lohnkürzung (Bremer BR)
(schon im Februar nur 900 €)
Gütetermin gescheitert
Richterin machte klar,
dass eine Kündigung keine Aussicht auf Erfolg hätte
Geschäftsführer
Sebastian Hollatz schrieb keine Zahlung mehr ab April)
Sigi
Schritt, Kreiszeitung 10.03.2021
Kündigung der Unkündbaren?
Residenz-Gruppe will Arbeitnehmervertreter feuern
https://www.kreiszeitung.de/lokales/diepholz/weyhe-ort54198/residenz-gruppe-in
-bremen-und-weyhe-kuendigung-von-betriebsratsmitgliedern-90233452.html
Kevon Hoffmann arbeitsunrecht 09.03.2021
Orpea/Residenz:
Bremen/Europa: Union Busting auf internationaler Eben
https://arbeitsunrecht.de/frontberichte-04-2021/
arbeitsunrechtFM vom 18.02.2021
https://www.youtube.com/watch?v=WwLUzSmUZyo&t=852s
taz
16.02.2021 Die wollen ein Zeichen setzen
https://taz.de/Betriebsratskuendigung-im-Pflegeheim/!5746922/
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08:01
Buchhandlungskette Walther König
Geschäftsführung enthält Werksstudentinnen und -studenten bezahlten
Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall vor.
Dort arbeitet man
sogar mit Minus-Stunden (seit dem 1.11.2020).
Löhne im Febraur
blieben aus.
Widerständige Student_innen wurden umgehend entlassen
in drei Filialen.
FAU München 04.03.2021
Buchhandelskette Walther König – Der Konflikt verschärft sich weiter
https://fau-m.de/index.php/de/aktuell/68-2021-de/206-pressemitteilung
-buchhandelskette-walther-k%C3%B6nig-der-konflikt-versch%C3%A4rft-sich-weiter
FAU München 24.02.2021
Die Kunst der Ausbeutung und Entrechtung
– Zustände bei der Buchhandelskette Walther König
https://fau-m.de/index.php/de/aktuell/68-2021-de/204-die-kunst-der-ausbeutung
-und-entrechtung-zust%C3%A4nde-bei-der-buchhandelskette-walther-k%C3%B6nig
Dossier Labournet
https://www.labournet.de/branchen/dienstleistungen/handel/die-kunst-der-ausbeutung-und
-entrechtung-buchhandelskette-walther-koenig-in-muenchen-kuendigt-studentischen-angestellten
-nach-kritik-an-arbeitsbedingungen/
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10:07
Vion: Am Schlachthof in Buchloe im schwäbischen Ostallgäu sind
rund 80 von 400 Mitarbeiter:innen positiv auf Corona getestet.
Der Massenausbruch wird seitens Vion durch das Leben in
„Wohngemeinschaften“ erklärt.
Bemerkenswert, wie hier
Massenunterkünfte plötzlich zur schnuckligen Wohnform
umdeklariert
werden sollen.
Claudia Götting Augsburger Allgemeine 10.03.2021
https://www.augsburger-allgemeine.de/mindelheim/Corona-Ausbruch-im-Schlachthof-in
-Buchloe-wird-immer-schlimmer-id59281791.html
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11:14
Recht & Billig: Europäischer Gerichtshof urteilt zur Einordnung
von Rufbereitschaft als Arbeits- oder Ruhezeit Recht & Billig
Legal Tribune Online 10.03.2021
Rufbereitschaft kann
Arbeitszeit sein
https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/eugh-c58019-urteil-rufbereitschaft-kann
-arbeitszeit-sein-verguetung-feuerwehrmann-bereitschaftsdienst/
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13:06
La Tarrancha – Okerreko Bidetik / CC BY-NC / Jamendo
https://www.jamendo.com/track/1104673/okerreko-bidetik
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17:08
Interview Semih Yalcin, Betriebsratsvorsitzender Köln:
Lieferando macht in der Krise Milliardengewinne.
Bei den Ridern kommt davon wenig bis nichts an.
Semih Yalcin ist schon seit den Anfängen der Branche als
Betriebsratsvoristzender dabei
und wurde von Liederando quasi
versehentlich miteingekauft.
Er setze sich gegen alle Versuche ihn
frühzeitig kalt zu stellen erfolgreich zur Wehr.
Im Interview
berichtet er über die Schwierigkeiten der Rider und der
Betriebsratsarbeit beim Lieferdienst.
Managermagazin
13.01.2021
Bestellboom bei
Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway
https://www.manager-magazin.de/unternehmen/just-eat-takeaway-umsatz-sprung
-dank-coronavirus-grubhub-deal-vor-abschluss-a-67846300-4497-4f63-ae92-32c2caa3c9b3
Elmar Wigand arbeitsunrecht 09.04.2020
Lieferando: Umkämpfte
Betriebsratswahl knapp gewonnen
https://arbeitsunrecht.de/lieferando-umkaempfte-betriebsratswahl-knapp-gewonnen/
Plattform-Ökonomie
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19:36
Der Konzern hat Betriebsräte immer abgelehnt und
hat aber dennoch nun einen ungewollten BR.
Wie kommt er damit klar?
Früher bei der Übernahme von foodora Abmahnungen,
Falschberechnungen, unbezahlte Stunden,
persönliche Druckausübung,
scheinheilige Vereinbarungen zum Nachteil der Belegschaft, …
Bei
foodora gab es wenigstens noch eine Zusammenarbeit,
bei Lieferando
dann erstmal offene Bekämpfung,
das Klima änderte sich etwas, aber
es ist immer noch nicht ausreichend.
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21:00
Vor einem Jahr eine erfolgreiche Betriebsratswahl, was macht er als freigestellter BR?
Er ist nicht freigestellt, er fährt noch abends, er ist ja
teilzeitangestellt.
Er macht seine BR-Arbeit davor, tagsüber.
Die Arbeit muss gerichtsfest gemacht werden.
Beschlüsse vorbereitet
und gefasst und abgestimmt werden.
Protokolle über Sitzungen und
Gespräche mit dem Arbeitgeber.
Arbeitszeiten, Arbeitssicherheit,
Verhaltens- und Leistungskontrolle via App.
Er versucht die
Datenansammlung über die Fahrer in Grenzen zu halten.
Über ein
GPS-System werden die Fahrten getrackt.
Auskunft von seiten des
Arbeitgebers gibt es nur im Rahmen von Gerichtsverfahren.
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Trailer
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23:23
Keine Freistellung trotz über 200 Beschäftigte?
In Köln über 600 Fahrer, alle wollen noch mal eine Schicht fahren.
Bei Freistellungen verlieren die BR häufig die Tuchfühlung und den
Kontakt zu den Kollegen.
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24:40
My Bubba & Me — Nothing much / CC BY-NC-SA / Free Music Archive
https://freemusicarchive.org/music/My_Bubba__Mi/Wild__You
/My_bubba__Mi_-_Wild__You_-_01_Nothing_Much
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27:29
Was stört die Fahrer am meisten, was muss sich am Dringendsten ändern bei Lieferando?
Die Fahrradfahrer haben das Gefühl, sie gehören gar nicht so richtig
zum Unternehmen.
Fahrer stehen außerhalb des Unternehmens.
Sie
haben nicht die selben Vorteile, wie ein Büroarbeiter.
Sie haben die
Nachteile und tragen die eigenen Kosten.
(Private Arbeitsmittel,
Fahrrad, Smartphone, seine Email-Adresse, …)
Alles in Vorleistung
bei Kosten, die die Investoren hätten tragen müssen.
Sie werden vom
Rest des Unternehmens abgekapzelt.
Sie sollen die Bestellungen
fahren, das reicht uns vollkommen,
die sollen dann nach hause gehen
und Schnauze halten.
Eine Beschwerde über email, irgendein meist
berechtigtes Anliegen (z. B. zu wenig Lohn),
dann keine Reaktion
oder bloße Zusage der Berücksichtigung in der nächsten Abrechnung
(aber es kommt dann nichts).
Totale Intransparenz.
In den Hubs versuchen
Koordinatoren zu helfen,
doch die unternehmerischen Anweisungen sind
gegen geltendes Recht.
Schichten werden rausgenommen, Krankheit wird
nicht bezahlt, zu geringes Urlaubsentgelt,
die Koordinatoren sind
hilflos gegen das Management.
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30:48
Kann er nur Schlimmeres verhindern oder konnte er einen großen Erfolg erreichen?
Ein sehr großer Erfolg, auf lokaler Ebene mit Hilfe der
Aufsichtsbehörde in Frankfurt.
Der Arbeitgeber muss dort alle
Fahrräder reparieren, auch die Privat-Räder.
Eine Ausdehnung auf
andere Standorte ist geplant.
Der AG sagt, er will alles
vereinheitlichen, deutschland-weite Standards,
bei
Kosten(zugeständnissen) reicht es allerdings nur vor Ort.
Die
Arbeitssicherheitsmaßnahmen sollen bis zum Sommer auch in Köln
übernommen werden.
(Frankfurter Arbeitsschutzbehörde verlangte die
Reparatur der Räder).
Im letzten Jahr konnten sie das Trinkgeld
retten, so dass es einigermaßen transparent überwiesen wird.
(Das
Trinkgeld wird zunächst mit an den Arbeitgeber überwiesen
und dank
der Änderung der App erfolgt ein Nachweis auch für die Fahrer.)
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33:12
Auch bei amazon und Starbuck gab es massive Unterschlagungen von Trinkgeld.
Bei Zig-Tausenden Fahren kommen da gewaltige Summen täglich
zusammen,
über die IT konnte man manipulieren.
Die Verlockung
war zu groß zumal viele Fahrer nicht wissen,
wie sie sich dagegen
wehren sollen.
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34:12
Mittlerweile gibt es an zahlreichen Standorten Betriebsräte, aber doch nur knapp die Hälfte.
Wie wird die Arbeit der Betriebsräte erschwert?
Die Fahrer sind ein ausgelagerter Bereich im Unternehmen und haben
dort einen BR gegründet.
Sie wissen nicht, was machen die
Büro-Mitarbeiter, die die wesentlichen Entscheidungen fällen.
Man
versucht die Fahrer in den Gesprächen herauszuhalten, das
Geschäftsmodell zu erhalten,
damit der Arbeitgeber viel günstiger fahren
kann.
Die Auslieferungs-App wird laufend verändert durch
Updates, die Fahrer wissen nicht,
was diese Updates genau machen.
(Datenschutz auf den privaten Smartphones)
Gibt es eine Erweiterung
der Kontrollmöglichkeiten der Fahrer, ändern sich Algorithmen.
2019
gab es noch einen drei-Kilometer-Radius, jetzt fünf-sechs Kilometer
Anfahrt.
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38:02
Springtide — Fall asleep under a million of stars / CC BY-NC-SA / Free Music Archive
https://freemusicarchive.org/music/springtide/Sounds_strange_weird_but
_unmistakably_romantic/I_will_fall_asleep_under_the_millions_of_stars_springtide
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42:14
Groß zugeschnittene Betriebsräte
38 Städte in Deutschland und evtl. 38 BR, das will er nicht.
Er
möchte am liebsten eine BR z. B. allein nur für Süddeutschland, usw.
Ohne vorherige schützende Vereinbarungen für die Arbeitnehmer in den
grundlegendsten Fragen
(Arbeitszeit, technische Überwachung) dann
hebt dieser BR ab
und hat zu wenig Nähe zu den Arbeitnehmern.
Der AG versucht sie in Regional-BR zu pressen durch eine Vereinbarung
mit einem Gesamtbetriebsrat.
Städte ohne Büro haben gar keine Ansprechpartner
und ohne BR haben sie
weniger Chancen ihre individuellen Rechte
durchzusetzen.
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44:23
weiteres Problem bei den groß zugeschnittenen BR, sie werden vom Management zurecht geknetet
Jedes Liefergebiet ist ein Betrieb, seit dem es BR’s gibt (foodora)
versuchte man die Hubs
(Büros vor Ort) zu schließen. Mehrere
Liefergebiete sollten nur ein Betrieb werden.
Darmstädter
Fahrradkuriere liefern nich in Frankfurt aus und Frankfurter nicht in
Darmstadt.
Die Planungen sind ja auch immer stadtspezifisch selbst
wenn sie zentral geleitet werden.
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46:17
Elmar und Semih kennen sich seit einem Aktionstag gegen deliveroo
Deliveroo hatte alle Fahrer rausgeschmissen und als
Scheinselbstständige eingestellt,
damit sie auch die
Betriebsrat-Struktur kassieren konnten.
Danach hat Deliveroo
Deutschland verlassen.
Drei Player Lieferando, Foodora und Deliveroo
gab es, nun ist nur noch Lieferando übrig.
Neuerdings agiert das
finnische Wolt neben ‚Just Eat Takeaway’.
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47:20
Hat das neue Modell von Wolt eine Chance und wie würde er deren Gebaren
im Vergleich insbesondere zu den Arbeiterrechten und Betriebsräten einschätzen?
Wer steckt hinter Woit? Iconiq Capital von Mark Zuckerberg.
Man
kann eine Parallele zu Lieferano ziehen, sie schauen,
was läuft schief
bei den Lieferdiensten, das machte damals auch Lieferando.
Deliveroo
– Scheinselbstständige,
eigene Räder – nun dann E-Bikes,
Bezahlung schlecht – dann einen Euro mehr.
Damit gewann Lieferando
den Kampf um die Fahrer.
Woit via Mundpropagando ‚hey, wir sind
auch noch da’,
wahrscheinlich wird es dort in den nächsten zwei Jahren
noch umgänglich sein,
wie einst bei foodora.
Aber mit der Höhe der
Bestellzahlen wird sich der Umgang mit den Fahrern ein anderer werden.
Aber bis dahin werden sich prekär Arbeitssuchende bei Woit vorstellen.
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50:02
Was würde er Einsteigern bei Lieferando und Woit raten?
Was sind die häufigsten Fehler von Anfängern?
Die BR-Sprechstunden werden meist individuell vereinbart,
meist ist
bis dahin das Kind schon in den Brunnen gefallen.
Man hat keine
Nachweise angelegt, man hat Emails vom Arbeitgeber gelöscht,
man machte
Zusagen, man hat keinen Schutz.
Man hat die Arbeit gemacht, wo man
dachte, ja ich mach das ein paar Monate,
dann ist das vorbei und dann
passiert es, das Fahrrad geht kaputt oder man hat einen Unfall
und man
weiß nicht wie weiter.
Das wirklich wichtige ist der Eintritt in
unsere Gewerkschaft NGG und
man hat nach drei Monaten Rechtschutz.
Man
kann dann einklagen lassen und hat für jede Situation auch einen Anwalt.
(neben Arbeitsrecht auch für Zivilrecht)
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52:39
Dick Raine — Time is ticking / CC BY-NC / Jamendo
https://www.jamendo.com/track/1795060/time-is-ticking-final
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56:25
Jessica, häufig melden sich Betroffene zu spät.
Beschäftigte und Betriebsrats-Mitglieder müssen wissen, was der
Verein leisten kann,
aber noch mehr, was sie selber leisten können.
Dafür brauchen wir euch! Vernetzt Euch.
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59:17
Die Keine Ahnung –- Wir ham schon viel zu lang gewartet, dass das jemand für uns regelt
/ CC BY-NC-SA / Bandcamp
https://diekeineahnung.bandcamp.com/track/wir-ham-schon
-viel-zu-lang-gewartet-dass-das-jemand-f-r-uns-regelt